Multitasking stinkt

By Nadya Bujnowski | Leistungssteigerung

Die Richtigstellung eines Mythos 

Manchmal nerven sie schon ein wenig. Die Menschen, die angeblich Multitasking fähig sind und dies mit stolzgeschwellter Brust ihren Mitmenschen aufs vielzitierte Brot schmieren. Dabei zeigt sich gerade in der Arbeitswelt, dass die Ergebnisse eben dieser Personengruppe alles andere als zufriedenstellend sind. Wir haben nachgeprüft und einige überraschende Erkenntnisse gewonnen, denn Wissenschaft und Wirtschaft sind sich einig: Multitasking stinkt!

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Es beginnt schon auf dem Weg zur Arbeit: 

Die Straßen sind überfüllt und ein zügiges Vorankommen ist nur mit einigen waghalsigen Überholmanövern möglich. Das Handy zeigt im Display die Nummer des Lebensgefährten. „Verdammt, habe ich etwa zu Hause etwas vergessen?“ Schnell mal nachgesehen, was wirklich in der Nachricht steht.

Im Radio folgen die Staumeldungen – die wichtigsten Informationen an diesem Morgen. Immerhin erfährt man in wenigen Augenblicken, mit wieviel Verspätung man heute wieder zu rechnen hat. Der Stresslevel im Kopf hat seinen allmorgendlichen Höchststand erreicht.

Und dabei schafft man doch schon so viel parallel, ist ein Paradebeispiel eines Multitasking-Genies. Und trotzdem bekommt man es kaum hin, alles gleichzeitig zu bewältigen. Kommt Ihnen das bekannt vor?

Der haltlose Mythos

Jeder kennt sie, die Mythen, die sich um Multitasking ranken. Um es vorwegzunehmen, die wenigsten von ihnen sind richtig und noch weniger wissenschaftlich bewiesen. „Frauen sind Multitasking-fähig, Männer nicht.“

Selbstverständlich freut dies die Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts, denn so haben sie der Männerwelt eine gehörige Portion Produktivität voraus. Leider ist dies in der Realität nicht der Fall, denn es gibt keinerlei wissenschaftlichen Nachweis dafür, dass es Multitasking einem Geschlecht mehr liegt als dem anderen.

Darüber hinaus ist...

...Multitasking nicht gleichzusetzen mit Produktivität – im Gegenteil, wer viele Aufgaben gleichzeitig zu erledigen versucht, der wird langsamer. Und dies ist bewiesen!

Unsere Gehirne sind gerade in der digitalen Welt fortwährenden Reizüberflutungen ausgesetzt. Es sind Milliarden externer Reize, die täglich auf uns einwirken und unsere Hirnneuronen zu absoluter Höchstleistung zwingen.

Diese Neuronen sind permanent mit der Selektion dieses Dauer-Inputs beschäftigt – zum Glück, denn sonst wären wir vollkommen reizüberflutet. Deshalb ist es eine reine Frage der persönlichen Wahrnehmung, ob man diese permanente (Multitasking -)Überforderung als Belastung empfindet oder eben nicht. Selbst wenn sie keine Belastung darstellt, so tuen es die weniger guten Ergebnisse am Ende eines Projekts oder einer Aufgabe.

Ein Blick in die Arbeitswelt offenbart Bedenkliches:

Einer amerikanischen Studie zufolge findet in einem Bürojob alle drei Minuten eine ungeplante Ablenkung statt. Zur gleichen Zeit hat man durchschnittlich acht Fenster an seinem Computer geöffnet (zählen Sie gerade einmal nach, während Sie diesen Artikel lesen).

Man kann sich leicht vorstellen, dass nur aufgrund dieser beiden Fakten ein beeindruckendes Gemetzel in unseren Gehirnwindungen vonstattengeht. Und wir haben dabei noch nicht einmal über die eigentlichen Aufgaben gesprochen, die während dieser Situation zu erledigen sind. Es wäre interessant zu überprüfen, wie produktiv wir ohne diese oftmals unnötigen Ablenkungen wären …

Multitasking – ein Synonym für Ineffizienz

Erledigen wir zwei Aufgaben zur gleichen Zeit, so ist unser Gehirn mit permanenten Hin- und Herschalten beschäftigt. Dies ist anstrengend und energieraubend. 'Egal' denken sich viele. Immerhin stehen am Ende gleich zwei Ergebnisse, auf die wir mit Stolz blicken und uns sagen können: „Zweimal 100 Prozent, wo andere gerade einmal eine Aufgabe erledigt haben. Multitasking sei Dank!“ 

Leider übersehen wir dabei, dass nur mit vollster Aufmerksamkeit auch die volle Leistung erbracht werden kann. Während wir uns also durch unsere Paralleltätigkeit so fühlen, als hätten wir gerade 120 Prozent Leistung erbracht, müssen wir irgendwann feststellen, dass 30 Prozent in die Erledigung der einen und 90 Prozent in die andere Aufgabe geflossen sind. Die jeweiligen Ergebnisse werden der Beweis dafür sein ...

Woran liegt das?

Wir Menschen sind von Natur aus zwar fähig, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen, aber nur, wenn die Prozesse automatisiert sind. So ist es uns problemlos möglich zu sprechen, während wir mit einer Hand nach einer Tasse Kaffee greifen. Versuchen wir jedoch, zwei nicht automatisierte Aufgaben zum gleichen Zeitpunkt zu erledigen, so leidet immer die Qualität des Ergebnisses.

Wissenschaftlich gesehen handelt es sich um Multitasking, wenn beide Aufgaben ein unterschiedliches Ziel verfolgen und die Abläufe dafür nicht automatisiert sind. Unternehmen Sie gerade einen solchen Versuch, empfehlen wir Ihnen, sich lieber auf eine der beiden Aufgaben zu fokussieren. Ansonsten erweist sich eine solche Arbeitsweise als ineffizient.

Die Lösung: Fokussierung anstatt Multitasking

Warum sollte man sich und sein Gehirn permanent an die Grenze der Belastung bringen, indem man versucht, dem Mythos Multitasking hinterherzurennen? Beste Ergebnisse und Schonung der Hirnneuronen erzielt man, indem man einfach eins nach dem anderen erledigt.

Das Zauberwort: fokussieren! 

Denn wer sich fokussieren kann, der arbeitet mit wirklicher Konzentration auf ein Ziel hin. Während Multitasking einen Menschen an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit bringt und man versucht, eine Flut von Informationen zu bewältigen, ohne den Verstand zu verlieren, sollte man sich lieber komplett einer Tätigkeit widmen und die nächste im Anschluss angehen.

Erfolg ist kein Glück

Wahrscheinlich kennt jeder einen dieser erfolgreichen Arbeitskollegen oder die angesehene Kollegin, die ihren beruflichen Aufstieg gemeistert haben und dabei noch immer recht entspannt aussehen. Fragt man diese Personen dann einmal nach dem Geheimnis ihrer Errungenschaften, so erhält man nicht selten die Antwort: „Erfolg ist eben kein Glück.“ Blickt man hinter diesen Satz, so stellt man schnell fest, dass diese Kollegen es einfach beherrschen, sich auf Aufgaben oder Ergebnisse zu fokussieren.

Sie haben verstanden, dass sich ihre Aufgaben und ihre Entscheidungsprozesse nicht überlappen dürfen, da dies die Bearbeitungszeit verlängert und die Fehlerquote steigt. Darüber hinaus arbeitet es sich wesentlich entspannter, wenn man sich auf nur eine Tätigkeit fokussiert und die nächste Aufgabe im Anschluss angeht.

Irgendwann, wenn man gelernt hat, sich auf gewisse Arbeitsgänge zu fokussieren und Routinen aufgebaut hat, automatisieren sich diese Prozesse.

Dann wird es sogar einmal möglich sein, zwei davon parallel zu erledigen, ohne dass es zu Streuverlusten kommt (und dann ist es rein wissenschaftlich betrachtet auch kein Multitasking mehr). 

Es ist also alles eine Frage einer strukturierten Aufgabenplanung und eines bewussten Time Managements. Oder in anderen Worten: Erfolg ist kein Glück.

Ihr Feedback hilft uns sehr, uns auf die wichtigen Dinge zu fokussieren!

About the Author

Ich bin gern mit Menschen in Kontakt, kommuniziere und diskutiere gerne. Die Eigenschaften 'Hilfsbereitschaft' und ein 'Hang zum Verrückt sein' charakterisieren mich ganz gut. Neben meinem Beruf schließe ich gerade meinen MBA ab. Ehrgeizig und offen für neue Herausforderungen bin ich demnach auch, allerdings nicht immer. Denn auch meine Motivation und Produktivität stellen nicht immer einen exponentiellen Graphen dar. Genau deshalb beschäftige ich mich aber so gern mit diesen Themen und teile Erfahrungen, Wissen und Tipps mit allen die das auch wollen :)

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